Meldungen aus dem Landesverband Schleswig-Holstein
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Exkursion der RAG Kriegsgräber

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Exkursion war es schon jetzt der Höhepunkt des Jahres 2024

Dietrich Depping, OF d.R.


Der Reservistenbeauftragte des Volksbundes und Vorsitzende der RAG Kriegsgräber, Oberstabsfeldwebel a.D. Jürgen Spill, hatte für diese Exkursion, vom 9. bis 12. Mai das Thema „Helden – Täter – Opfer“ ausgewählt. Der Veranstaltungsort war die Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in den Niederlanden.  Hier konnten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Eindruck verschaffen, dass Kriegsgräberstätten heute nicht nur Orte des Gedenkens und der Erinnerung sind, sondern auch Lernorte.
 

Geschichte ist eng mit der Frage verbunden, wie Personen in unterschiedlichen Kontexten gehandelt haben und wie dies historisch und politisch eingeordnet werden kann. Es ist verlockend, das Handeln von Menschen in Extremsituationen, zu denen auch  Krieg und Gewaltherrschaft gehören, in alltagstaugliche Begriffe wie „Helden – Täter – Opfer“ einzuordnen. Diese Begriffe bilden aber nicht die gesamte Breite menschlichen Handelns in solchen Situationen ab.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Exkursion sollten dafür sensibilisiert werden, wie wandelbar, aber auch manipulierbar diese Kategorien sind, und erkennen, dass historische Urteile immer zeitgebunden ausfallen. Am Beispiel eines Luftwaffen–Piloten, der als Nachtjäger eingesetzt war, sollte die Gruppe eine Einordnung vornehmen, in die Kategorien: „Held – Täter – Opfer“.


Der Stabsunteroffizier d.R. Manuel Mühlhan hatte sich bereits im Vorwege bereit erklärt, den Flugzeugführer, Hauptmann Reinhold Knacke, an seiner letzten Ruhestätte vorzustellen.  Hier begannen dann auch die lebhaften Diskussionen um das Thema, die dann am Abend am Lagerfeuer in der Begegnungsstätte fortgesetzt wurden. Eine Führung über die Kriegsgräberstätte, mit Erläuterungen über deren Entstehung, und der Bildungsstätte Ysselsteyn, bildete den Abschluss für diesen ereignisreichen Tag.

Am nächsten Tag stand der Besuch der Kriegsgräberstätte Lommel in Belgien auf dem Programm. Der deutsche Soldatenfriedhof ist der größte westeuropäische Friedhof aus dem 2. Weltkrieg. Hier bekamen 39.111 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Offiziell eingeweiht wurde der Friedhof am 6. September 1959. Zuvor waren die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges durch den amerikanischen Gräberdienst auf fünf Sammelfriedhöfen in der Region bestattet worden. Ab 1946 begann die Umbettung der Gefallenen von den Sammelfriedhöfen nach Lommel. 

„Geschichten über den Verlust durch den Krieg sind Geschichten, die niemals verloren gehen sollten. Denn mit diesen Geschichten können wir den Frieden weitergeben. “

Auch Informationen über Besonderheiten in der Region standen natürlich mit auf dem Programm. J. Spill informierte im Seminarraum über den „Totendraht oder Totenzaun“. Der Hochspannungszaun in Belgien, offizielle deutsche Bezeichnung Grenzhochspannungshindernis, niederländisch De elektrische draadversperring, kurz auch De Draad, Dodendraad oder Dodenhek (Der Draht, Totendraht oder Totenzaun) genannt, erstreckte sich während des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1918 an der Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden auf einer Länge von 300 Kilometern vom damaligen Vierländereck bei Neutral-Moresnet bis zur belgischen Nordseeküste bei Knokke. Er war der Erste „Eiserne Vorhang“.

Am Nachmittag dann der Besuch des einzigen amerikanischen Soldatenfriedhofs auf niederländischen Boden.  Die Kriegsgräberstätte „Netherlands American Cemetery and Memorial“ in Margraten (NL). Das Gebiet wurde am 13. September 1944 von der 30. amerikanischen Infanteriedivision befreit. 8.301 amerikanische Soldaten liegen auf diesem Friedhof begraben. Die Friedhofsanlage befindet sich auf historischem Boden in der Nähe der berühmten, von den Römern erbauten Straße von Köln nach Boulogne, die von Cäsar auf seinem Feldzug in dieser Gegend benutzt wurde. Über diese Straße zogen auch Karl der Große, Karl V., Napoleon und Kaiser Wilhelm II. Im Mai 1940 kamen Hitlers Legionen die alte römische Straße herunter, um die Niederlande zu überrollen. Im September 1944 benutzten deutsche Truppen erneut diese Straße, diesmal jedoch für ihren Rückzug aus den Ländern, die sie vier Jahre lang besetzt gehalten hatten. In einem Restaurant in Ysselsteyn wurde dieser interessante Tag bei einem gemeinsamen Abendessen beendet.

Reflexion

Wie ist diese Exkursion bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern angekommen? War das Thema interessant? Waren die Besuche an den unterschiedlichen Kriegsgräberstätten interessant? Oder waren die Fahrstrecken, Lommel (B) und Margraten (NL) doch zu anstrengend?

Alle waren von dieser Veranstaltung sehr angetan. Viele neue Informationen, bleibende Eindrücke, und natürlich auch viele gute Gespräche am Lagerfeuer waren Ausdruck der Verbundenheit in dieser RAG Kriegsgräber. 

Text: Jürgen Spill, OSF a.D.; Bilder: Dietrich Depping, OF d.R.