Meldungen aus dem Landesverband Schleswig-Holstein
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Gedenkstunde am U-Boot-Ehrenmal

80. Jahrestag der Hinrichtung von Oskar Kusch

Ragwitz

Am Sonntag, den 12. Mai fand am U-Boot-Ehrenmal in Möltenort eine Gedenkfeier anlässlich des 80. Todestages von Oberleutnant zur See Oskar Kusch statt, der 1944 in Kiel- Holtenau hingerichtet wurde.

Im Anschluss an einen Gedenkgottesdienst fanden sich die Gäste in Möltenort ein, um gemeinsam einem Ubootkommandanten zu gedenken, der an seinen Überzeugungen festhielt, und dies letztendlich mit seinem Leben bezahlte.

Initiiert wurde die Veranstaltung durch Flottillenadmiral Rackwitz, Kommandeur der Einsatzflottille 1, um die Person Oskar Kusch zu würdigen und seine Vorbildfunktion für die Angehörigen der Bundeswehr zu unterstreichen.

Dies wurde auch in den Redebeiträgen von Fregattenkapitän Gößing, Kommandeur 1. Ubootgeschwader in Eckernförde, Kapitän zur See a. D. Setzer, Präsidenten des Verband Deutscher Ubootfahrer e.V., Frau Asmussen, Kreisfachberaterin für kulturelle Bildung, und Fähnrich zur See Monz vom Seeoffizierbund hervorgehoben.

Das Festhalten an Überzeugungen, das Bewahren von Haltung und Gewissen auch angesichts der drohenden Hinrichtung ist beispielhaft und in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Die Ausrichtung an einem inneren Kompass, der von Moral und einem starken Rechtsempfinden geprägt ist, ist in Zeiten von Krisen und Kriegen, wachsendem Nationalismus und einer ständig zunehmenden Bedrohung der demokratischen Grundwerte beispielgebend.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Kranzniederlegungen durch Dr. Witt für den Deutschen Marinebund und Flottillenadmiral Rackwitz für die Einsatzflottille 1, sowie das Lied vom Guten Kameraden und die Nationalhymne.

 

Oskar Heinz Kusch

1918-1944

Oskar Heinz Kusch wurde am 6. April 1918 in Berlin geboren und trat 1937 als Offiziersanwärter in die Kriegsmarine ein. Ab Juni 1941 diente Kusch als Wachoffizier auf U 103. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz Erster und Zweiter Klasse ausgezeichnet und galt als tüchtiger Offizier. Im Feb­ruar 1943 wurde Oberleutnant zur See Kusch zum Kommandanten von U 154, einem U-Boot vom Typ IXc, ernannt, mit dem er zwei lange Feindfahrten unternahm.

Widerstand und Hinrichtung

Ende 1943 wurde Kusch von seinem Ersten Wachoffizier wegen einiger abfälliger Bemerkungen über Hitler denunziert, vor ein Kriegsgericht gestellt und am 26. Januar 1944 ,,wegen fortgesetzter Zersetzung der Wehrkraft und wegen Abhörens von Auslandssendern'' zum Tode verurteilt. Das Kriegsgericht begrün­dete sein Todesurteil damit, dass Kusch den Nationalsozialismus ablehne den Glauben an den Endsieg verloren und sich wiederholt negativ über Hitler geäußert habe. Weder seine Vorgesetzten, noch Großadmiral Dönitz hielten eine Begnadigung oder Strafmilderung für angebracht. Am 12. Mai 1944 wurde Kusch auf dem Schießstand in Kiel-Holtenau durch Erschießung hingerichtet.

Rehabilitation und Gedenken

Das Schicksal von Oskar Kusch ist ein Beispiel für das gnadenlose Wüten der Wehr­machtjustiz. 1996 wurde das Urteil gegen Kusch aufgehoben, nachdem der Marine­historiker Heinrich Walle Kuschs Schicksal erneut publik gemacht hatte. Anlässlich des Volkstrauertages 1996 würdigte der damalige Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Hans-Rudolf Boehmer, Oskar Kusch in seiner Ansprache als eine Persönlichkeit, die

nachdem sie das Unrecht erkannt hatte - allein ihrem Gewissen folgend Unrecht für Unrecht erklärte und dafür ihr Leben verlor."

Im Jahr 1998 benannte die Stadt Kiel die Straße, die an der Hinrichtungsstätte vorbei­führt, in ,,Oskar-Kusch-Straße'' (die Straße gehört seit 1997 zur Gemeinde Altenholz) um. Dort befindet sich auch ein Gedenkstein. Darüber hinaus wurde eine Mole im Marinestützpunkt Kiel nach Oskar Kusch umbenannt.